Oft erreichen Schwangere mit schweren Geburtskomplikationen erst nach Stunden auf dem Ochsenwagen eine Klinik - häufig mit schlimmen Folgen. Eine Schwangerenvorsorge ist für viele unerreichbar. Ärzte für Madagaskar setzt sich deshalb dafür ein, die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen zu verbessern.
Eine junge Frau liegt seit 28 Stunden in den Wehen – sie liegt nicht im Krankenhaus, sondern in einem kärglichen Bretterverschlag in einem Dorf fernab der Zivilisation. An ihrer Seite steht kein Arzt, ja nicht einmal eine Hebamme ist zur Stelle, nur ihre Großmutter ist da, die älteste Frau im Dorf.
Hier soll kein außergewöhnlicher Fall beschrieben werden: Die erschreckend schlichten Umstände dieser Geburt sind Alltag in Madagaskar. Mangelhafte medizinische Einrichtungen, fehlendes Fachpersonal und extreme Armut machen die medizinische Versorgung in den abgelegenen Regionen im Süden besonders schwierig. Die meisten Frauen haben während ihrer Schwangerschaft nie einen Arzt zu Gesicht bekommen, geschweige denn eine Vorsorgeuntersuchung erhalten.
Eine hochschwangere Patientin mit Geburtsstillstand erreicht mit ihrer Familie auf dem Ochsenwagen eine Wegkreuzung. Dort wartet bereits wie vereinbart ein Krankenwagen für den Transport in die Klinik.
So ging es auch dieser jungen Frau, die seit über einem Tag auf ihre Niederkunft wartet. Plötzlich werden die Beinchen des Kindes sichtbar. Beiden Frauen wird schlagartig klar: Das Kind liegt falsch, ein Kaiserschnitt ist dringend nötig, sollen Mutter und Kind überleben. Das nächste Krankenhaus ist 50 km entfernt. Schnell muss ein Ochsenwagen her, den sich die Familie mit ihren letzten Ersparnissen leiht. Die völlig erschöpfte Frau wird aufgeladen. Eine schier endlose Reise beginnt auf staubigen Pfaden und unbefestigten Straßen. Nach fast 22 Stunden ist das Krankenhaus in Sichtweite. Doch was werden die Ärzte sagen, wenn sie die völlig mittellose Frau sehen, die ihre Rechnung niemals wird bezahlen können? Voller Sorge erreicht die Familie das Krankenhaus, die Frau ist nicht mehr ansprechbar. In diesem Krankenhaus jedoch fragt niemand nach der finanziellen Lage. Ärzte und Pfleger sind sofort zur Stelle. Ein Kaiserschnitt wird durchgeführt. Danach wird klar: Mutter und Kind überleben.
Durch bessere Erreichbarkeit und Vorsorgeuntersuchungen werden Risiken für Mutter und Kind während Schwangerschaft und Geburt verringert.
Mit dem Projekt will Ärzte für Madagaskar die medizinische Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen im Süden der Insel verbessern. Frauen sollen leichter Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen erhalten und Schwangere besonders im Komplikationsfall besser behandelt werden - kostenlos und unabhängig vom Einkommen der Familien. Konkret heißt das: Schwangere werden kostenlos von den Centre de Santé de Base (CSB) im Krankenwagen transportiert. Diese sind in Fotadrevo und Manambaro stationiert und können per Telefon mit kostenfreier Rufnummer aus CSBs alarmiert werden.
Zusätzlich lernen Schwangere in speziellen Kursen, wie sie Alarmzeichen frühzeitig erkennen, sich richtig ernähren und wie sie sich auf das werdende Kind vorbereiten können. Eigens eingesetzte Community Health Worker sind dafür mit dem Motorrad unterwegs, um die großen Entfernungen schneller zurücklegen zu können.
Hebamme mit Zwillingen: Die beiden Mädchen Aniah und Taniah sind die ersten Babys, die im neuen Kreissaal in Fotadrevo entbunden wurden.
Ein weiteres wichtiges Angebot sind mobile Kliniken. Sie umfassen ein Auto mit Hebamme und/oder Arzt sowie ein Ultraschallgerät, und besuchen tageweise Dörfer, um Risikoschwangerschaften zu erkennen und Schwangere ggfs. in die Krankenhäuser zu bringen. Schließlich führen internationale und einheimische Spezialisten Weiterbildungskurse für Hebammen, Pfleger und Ärzte durch.
Das Projekt führen wir in 10 Gesundheitszentren (CSBs) und den Krankenhäusern von Fotadrevo und Manambaro durch. Dafür arbeitet Ärzte für Madagaskar mit Kliniken, staatlichen Versorgungszentren und traditionellen Gesundheitshelfern zusammen, um möglichst viele Schwangere in der Region zu erreichen.
Das monatliche Gehalt einer Hebamme, die per Motorrad in entlegene Dörfer fährt und dort Schwangerenvorsorge betreibt, beträgt etwa 200 Euro. Die Kosten für einen lebensrettenden Kaiserschnitt inklusive Krankenhausaufenthalt und Medikamente belaufen sich für eine Schwangere auf ca. 130 Euro.
Vier von fünf Madagassen leben in extremer Armut. Eine allgemeine Krankenversicherung gibt es nicht. Ärzte für Madagaskar übernimmt die Behandlungskosten mittelloser Patienten, denen sonst jede Hilfe verwehrt bliebe.
Vier von fünf Madagassen leben in extremer Armut. Eine allgemeine Krankenversicherung gibt es nicht. Ärzte für Madagaskar übernimmt die Behandlungskosten mittelloser Patienten, denen sonst jede Hilfe verwehrt bliebe.
Ärzte für Madagaskar entsendet regelmäßig erfahrene Mediziner aus Europa nach Madagaskar. Sie leisten dort wichtige ehrenamtliche Arbeit bei Einsätzen und der Fortbildung des ärztlichen und pflegerischen Personals.
Südmadagaskar braucht dringend qualifiziertes Fachpersonal. Mit dem Ausbildungsprojekt Skills to Save Lives unterstützt Ärzte für Madagaskar die Weiterbildung von Ärzten, Pflegern und technischem Personal in einer der ärmsten Gegenden des Landes.
Oft erreichen Schwangere mit schweren Geburtskomplikationen erst nach Stunden auf dem Ochsenwagen eine Klinik - häufig mit schlimmen Folgen. Eine Schwangerenvorsorge ist für viele unerreichbar. Ärzte für Madagaskar tut deshalb alles, um die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen zu verbessern.
In Madagaskar werden Patienten meist von ihren Angehörigen verpflegt. Damit aber niemand eine Behandlung abbrechen muss, wenn die Nahrungsmittel ausgehen, übernimmt Ärzte für Madagaskar die Verpflegungskosten für mittellose Patienten.
Viele Krankenhausgebäude und Gesundheitszentren in Madagaskar sind in desolatem Zustand. Überall fehlt es an Geld selbst für einfachste Reparaturen. Ärzte für Madagaskar unterstützt medizinische Einrichtungen mit der Planung, Finanzierung und Durchführung notwendiger Bauarbeiten.
Krankenhausgeräte können lebenswichtig sein: Durch extremes Klima, Spannungsschwankungen und mangelnde Wartung sind Geräte in Afrika jedoch weitaus stärker beansprucht als in Deutschland und verschleißen so rasch. Deshalb sammeln wir Geräte und engagieren uns für deren Wartung und die Weiterbildung von Krankenhaustechnikern.
Gleich ein ganzes Sinfoniekonzert spielte das Junge Ensemble Berlin und verzauberte das Publikum mit Beethovens virtuosem Violinkonzert und Prokofjews feuriger Fünfter. Was für ein Abend in der Berliner Philharmonie!
Einmal im Jahr gehen sächsische Schüler nicht in die Schule, sondern zum Arbeiten. Was vielleicht zunächst nach Kinderarbeit klingen mag, ist in Wirklichkeit eine besonders clevere Idee.
April 2012: Verschwitzt und zitternd vor Anstrengung ziehen zwei Ochsen einen schwer bepackten Wagen die letzten Meter auf das Krankenhausgelände von Fotadrevo. Tiana, die Frau auf der Ladefläche, hat 40°C Fieber und ist im neunten Monat schwanger.
Von Toliara nach Fotadrevo fahren wir 9 Stunden mit dem Geländewagen durch trockenes Land. Kakteen, Büsche, wenige Bäume, hier und da ein Dorf mit Lehmhütten.
Die Sonne brennt heiß am 7. Dezember 2012. Auf das Krankenhausgelände in Fotadrevo fährt gegen Mittag der weiße Geländewagen von Médecins Sans Frontières (MSF; Ärzte ohne Grenzen) und bringt drei Frauen aus dem 60 km entfernten Békily.